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Dinge, die den Menschen befallen könnten, mache ich mir keine
Sorgen», gesteht denn auch Rummel. «Mein schlimmster
Albtraum ist vielmehr, dass ein Heer von Anwälten eine Mission
verhindert, weil sich niemand vernünftig um die Risiken
gekümmert hat.» Jack Farmer, ein NASA-Planetologe und
Experte auf dem Gebiet möglichen Lebens auf dem Mars, stimmt
Rummel zu: «Das Problem könnte sich als schlafender Riese
erweisen. Die Frage des Planetenschutzes könnte einmal über die
Zukunft der Marsforschung entscheiden.»
Sosehr man darauf bedacht ist, das Risiko einer interplanetaren
Ansteckung zu minimieren, so haben wir es hier doch mit einer
Bedrohung zu tun, gegen die wir im Grunde nichts ausrichten
können. Den Marsmeteoriten ALH84001 hat uns die Natur
beschert. Eine teure bemannte oder unbemannte Expedition war
nicht notwendig, ihn zur Erde zu bringen. Die wenigen bekannten
Marsmeteoriten stellen nur einen winzigen Bruchteil der
Millionen von Marsfelsen dar, die sich schon auf der Erde
befinden dürften oder noch bei uns ankommen werden. Die
Gesamtmasse des Marsmaterials, das jährlich die Erde trifft,
schätzt man auf durchschnittlich 100 Tonnen. Wenn McKay und
seine Kollegen sich nicht irren, dann hat ALH84001 versteinerte
Marsmikroben mitgebracht. Was erst, wenn man in einem
anderen Meteoriten lebende Organismen findet?
Im Laufe des letzten Jahres bin ich des Öfteren gefragt worden,
ob ich glaube, die Strukturen in ALH84001 seien tatsächlich
fossilisierte Marsbakterien. Die Frage erscheint berechtigt, doch
in Wirklichkeit ist sie ohne Bedeutung. Die Wahrheit ist, wie man
sagt, relativ. Die Forschungen McKays und seiner Kollegen
stellen keinen endgültigen Beweis dar. Sie können nur im Licht
dessen beurteilt werden, was wir über die Wahrscheinlichkeit von
Leben auf Mars ohnehin schon wissen."
Ist Leben, wie die meisten Wissenschaftler annehmen, das
Ergebnis eines äußerst unwahrscheinlichen Zufalls, dann ist die
Chance, dass auf Mars  und damit auf zwei Planeten in einem
einzigen Sonnensystem  eine unabhängige Entwicklung von
Leben stattgefunden hat, verschwindend gering. In den Augen der
Mehrheit können die Versteinerungen in dem Meteoriten nicht
viel bedeuten. Sieht man dagegen gute Gründe, anzunehmen,
Mars habe vor 3,6 Milliarden Jahren Leben beherbergt, dann sind
die Befunde der NASA genau, was man erwarten würde. Ich zum
"
Zur zahlenmäßigen Erfassung dieser intuitiven Idee kann man die so
genannte Bayes-Regel heranziehen, die oft in Kriminalfällen vor Gericht
Einsatz findet. Man nehme zum Beispiel an, ein Angeklagter wird schon für
höchstwahrscheinlich schuldig erachtet, und dann werden noch
Fingerabdrücke präsentiert. Die Geschworenen werden informiert, dass die
Chancen für eine zufällige Übereinstimmung der Fingerabdrücke eins zu
zehn sind, was in diesem Fall für eine Verurteilung reichen würde. Ist der
Angeklagte jedoch höchstwahrscheinlich unschuldig, dann sind die
Fingerabdrücke von weniger Gewicht. Es wäre ein Trugschluss,
anzunehmen, die zehnprozentige Chance für eine zufällige
Übereinstimmung bedeute, der Angeklagte wäre mit neunzigprozentiger
Sicherheit schuldig. Die Gesamtwahrscheinlichkeit seiner Schuld ist mit der
Wahrscheinlichkeit vor dem Auftauchen der Fingerabdrücke zu gewichten.
In der Frage, ob es auf Mars je Leben gegeben hat, kann diese
Anfangswahrscheinlichkeit von annähernd oder genau null bis zu fast 100
Prozent reichen, je nachdem, wie man die Panspermietheorie einschätzt
(siehe Kap. 9).
Beispiel wäre leicht davon zu überzeugen, dass ALH84001
Fossilien enthält, da ich der Meinung bin, dass es vor 3,6
Milliarden Jahren mit Sicherheit Leben auf Mars gegeben hat;
und zwar nicht, weil ich glaube, das Leben sei dort einer Ursuppe
entsprungen  was keineswegs auszuschließen ist  , sondern weil
die Planeten nicht voneinander isoliert sind und es nie gewesen
sind.
9
Panspermie
Stellen Sie sich einen Ort tief im interstellaren Raum vor,
Lichtjahre entfernt von der nächsten Sonne, ringsherum
schwarzer Abgrund, die Temperatur knapp über dem absoluten
Nullpunkt, in allen Richtungen nichts als gähnende Leere, nur
unterbrochen von wenigen, verirrten Atomen und hin und wieder
einem kosmischen Strahl. Dann plötzlich erscheint in dieser
Einöde ein einzelnes, kleines Materiekörnchen. Das winzige
Teilchen treibt ungestört und ziellos durch eine Galaxie. Selbst
unter einem starken Mikroskop sähe es auf den ersten Blick nur
wie ein Staubkorn aus, doch dann würde man erkennen, dass es
viel mehr ist: eine Bakterienspore.
Die Spore gibt keine Lebenszeichen von sich. Sie ist von einem
dicken, schützenden Mantel umgeben, verschrumpelt und
ausgetrocknet. Die Moleküle in ihr rühren sich kaum in der
unfassbaren Kälte. Sie hat schon tausendmal so viel Strahlung
abbekommen, wie ein Mensch überleben kann. Doch die Spore
ist nicht tot, jedenfalls nicht im strengen Sinn des Wortes.
Andererseits kann man sie auch nicht als lebend bezeichnen. Sie
befindet sich im Tiefschlaf und wartet darauf, dass sie einen
Planeten mit flüssigem Wasser erreicht, vielleicht nach einer [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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